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Reiten stärkt das Selbstvertrauen: Ein Glücksfall für die ARCHE-Kids

Reiten stärkt das Selbstvertrauen: Ein Glücksfall für die ARCHE-Kids

Ponys grasen freundlich in der Sonne, und begeisterte Kinder schaufeln hingebungsvoll Pferdemist in Schubkarren. Man kann sich wenig idyllischere Orte vorstellen als “Tanjas Reiten” in Stellau bei Hamburg  – und dies, obwohl ganz in der Nähe die Lastwagen über die Autobahn brausen. Tanja Schulz ist Reitlehrerin und Erzieherin zugleich. Und sie wirkt extrem warmherzig und zugewandt. Für die Kinder der Arche ist Tanja Schulz ein Glücksfall. Regelmäßig ist ihr kleiner Hof ein Ziel der ARCHE-Ferienprogramme. Acht Kinder kommen dann für eine Woche hierher, um das Reiten zu erlernen. Weitere drei bis vier ARCHE-Besucher/innen sind auch außerhalb der Ferien einmal wöchentlich bei „Tanjas Reiten“. Dass wir im Freundeskreis dafür sammeln, hat einen schlagenden Grund: Es gibt wenige Dinge, bei denen Kinder so nachhaltig an Selbstvertrauen und Zugewandtheit gewinnen wie im Umgang mit Pferden.

Tanja Schulz (links im Bild) und Ellen Laudien vom Freundeskreis der Arche (rechts)

“Es gibt Kinder, die am Anfang gar nicht sprechen”, erzählt Tanja Schulz. “Und dann öffnen sie sich nach und nach.” Beim ersten Mal hätten viele Angst, auf ein Tier zu steigen. Aber alle schaffen es. Noch nie gab es bei ihr einen Fall, wo die Angst nicht überwunden wurde. Zumal es gute Möglichkeiten gibt, sich „heranzutasten“. „Sie sitzen dann vielleicht erst einmal im Schrägsitz, so dass sie jederzeit absteigen können“, berichtet die Reitlehrerin. Am Anfang führt sie die Lernenden sowieso an der Lounge. Und dann werden die Kinder von Tag zu Tag stärker und selbstbewusster. „Das liegt auch daran, dass sie alles ganz neu lernen und jeden Tag mehr können.“ Zudem geben Reittiere sehr schnell ein positives Feedback. Und das ist einfach ein tolles Gefühl für die kleinen Reitenden.

Auch das Drumherum wird erprobt. Die Kinder lernen das Auf- und Absatteln und das Anlegen des Zaumzeugs. Auch, dass alles wieder an seinen Platz geräumt werden muss. Und natürlich, dass Heuballen und literweise Wasser bereitgestellt werden müssen. Es macht uns Besuchende vom Freundeskreis glücklich zu sehen, wie hingebungsvoll die Pferde von den Kids gebürstet und gestreichelt werden. Dass man sich um Tiere beständig kümmern muss, ist ein wertvolles Takeaway vom Reitunterricht. „Wichtig ist es, die Kinder immer wieder zu loben und ihnen zu sagen, wie gut sie es machen“, meint Tanja Schulz. Alles sei ungewohnt. Das Lob trage zum Gelingen des Ganzen extrem bei. Stets begleitet ein/e ARCHE-Mitarbeitende die Achter-Gruppen. Jegliches Störgefühl kann somit auch von dieser Seite schnell aufgefangen werden. Richtigen Stress hat es bei Tanjas Reiten noch nie mit einem der Kinder gegeben. Obwohl einige aus wirklich schwierigen Verhältnissen kamen. In Stellau spielt das keine Rolle. „Hier am Reitplatz sind alle gleich“, sagt die Lehrerin.

11 Pferde stehen auf dem Hof – schöne Tiere mit so sympathischen Namen wie Buddy oder Michel. Nicht alle Pferde eignen sich für das Reiten mit Kindern und Jugendlichen. „Sie müssen wirklich friedfertig sein“, sagt Tanja Schulz. Sie hat auch schon gekaufte Tiere wieder verkauft. Alle durchlaufen hier erst einmal eine Eingewöhnungszeit, bis man mit ihnen arbeiten kann. Und manchmal stellt sich dann heraus, dass sie sich nicht einfügen in die Gemeinschaft. Ein wirklich gut funktionierender Reithof ist eine ziemlich kostspielige Angelegenheit. Schon allein ein Heuballen kostet 60 Euro. Drei Tiere können drei Tage davon zehren, dann braucht es einen neuen. Doch der Aufwand lohnt sich so sehr. Das Gefühl, sich etwas getraut zu haben und es zu schaffen – das ist etwas, wovon Kinder und Jugendliche in ihrem Leben ungemein profitieren.

Das Gespräch führte Stefanie Schütte-Schneider, Freundeskreis Die ARCHE Hamburg e.V.