„Mit Gott im Block bin ich am Stadtrand offroad unterwegs“ heißt es in einem Song des Rappers DavidCi. Das Lied ist nicht nur das titelgebende seines Albums „Gott im Block“, sondern verweist auch auf seine Tätigkeit: DavidCi beziehungsweise David Aslan ist Erzieher bei der ARCHE Jenfeld und zudem ein ziemlich bekannter und erfolgreicher Rapper. Gerade ist er bei dem Event „Music for Change“ zugunsten der ARCHE im Nochtspeicher auf St. Pauli aufgetreten – ein toller Act an einem tollen Abend. Der 34jährige ist verheiratet und Vater eines sieben und eines acht Jahre alten Sohns. Vielleicht die nächste ARCHE-Rapper-Generation… Wir freuen uns, dass er die Zeit fand, dem Freundeskreis ein Interview zu geben.
David, wie lange bist Du schon bei der ARCHE?
Seit Januar 2014, also bereits 11 Jahre lang.
Welche Aufgaben hast Du dort?
Ich bin als Stellvertretende Leitung an der GBS Jenfelder Straße* eingesetzt. Am Nachmittag betreue ich eine eigene Gruppe von 19 Kinder aus der dritten Klasse. Die Gruppe habe ich in der ersten Klasse übernommen und hoffe, sie bis zum Ende der Grundschule begleiten zu können.
Neben der Arbeit mit den Kindern liegt mir die Elternarbeit und die Begleitung der Mitarbeiter sehr am Herzen. Immer wenn Beziehungen zu den Eltern aufgebaut werden konnten, hat es das Kind in der Entwicklung vorangebracht. Und immer wenn Mitarbeiter sich gesehen und ernst genommen fühlen, wurden neue Kräfte für die Arbeit am Kind freigesetzt. Aus der Sicherheit und dem Vertrauen und Zutrauen heraus.
Zusätzlich habe ich viele Jahre im Arche Jugendhaus gearbeitet. Aktuell biete ich an den Hamburger Arche-Jugendhäusern nach Anfragen Rap- Workshops an (dazu gehört auch das Schreiben von Gedichten und Poetry Slams).
Hast Du Dir bewusst die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ausgewählt? Was bewegt Dich hier am meisten?
Nein, ich weiß heute aber, dass Plan B besser für mich war als mein ursprünglicher Plan A. Dafür bin ich Gott sehr dankbar. Wir haben damals im Tonstudio mit Kindern und Jugendlichen ehrenamtlich Texte geschrieben und aufgenommen. In der Zeit ist die Entscheidung gereift, Erzieher werden zu wollen. Im Zuge dessen wurden wir 2009 für unser ehrenamtliches Engagement mit dem Integrationspreis Hamburgs ausgezeichnet.
Was mich am meisten bewegt sind die Biografien, die verändert werden, wenn Kinder und Jugendliche Unterstützung und Begleitung erfahren.
Seit wann machst Du Musik bzw. seit wann rappst Du und warum?
Als Sohn aramäischer Migranten entdeckte ich 2006 mit 16 Jahren meine Affinität und Leidenschaft zur Musik. Mit dieser Leidenschaft ebnete ich mir einen eigenen Weg. Ich suche seitdem nicht mehr Bestätigung in den Augen anderer, sondern finde sie in der Gewissheit, dass ich in Gottes Hand geborgen bin. Das hat mein Leben auf eine absolut positive Weise verändert.
„S.O.S. Kinderschutz“ heißt der Titel eines Songs von Dir. Was ist damit gemeint?
Die Inspiration zu dem Song basiert auf einer wahren Begebenheit und zwar dem Hungertod der kleinen Jessica 2005 in Jenfeld. Durch diese schreckliche Situation entstand in Hamburg die ARCHE-Arbeit.
Meine Musik und die Themen, die ich bearbeite, sind keine willkürlichen Entscheidungen. Vielmehr sind sie geprägt von den Kämpfen und Fragen, die mich in meinem Leben und Glauben begleiten. Besonders das Thema „Ego“ hat mich stark bewegt und beeinflusst viele meiner Gedanken. In meinem Song „Riesengroß“ vergleiche ich mein Ego mit Goliath – einer großen, übermächtigen Figur, die meinen inneren Frieden und mein Herz herausfordert.
Waren Deine Texte immer schon sozialkritisch?
Es gab immer wieder sozialkritische Songs. Z.B. geht es in „Satt zu hungern“ um das Kinderwohl. Und als der Islamische Staat (ISIS) in Syrien und Irak die christlichen Gemeinden verfolgte und vertrieb, entstand mein Song „Nazarener“. Islamisten beschmierten die Häuser von Christen mit dem arabischen Buchstaben „Nun“. Dieses Zeichen steht für „Nasrani“ (Nazarener) – ein Begriff, der im Arabischen für „Christen“ verwendet wird. Die Kennzeichnung bedeutete, dass die Bewohner für vogelfrei erklärt wurden, was ihre Enteignung und Vertreibung erlaubte. Zu dieser Zeit wurde in den Medien kaum über das Leid der betroffenen Menschen berichtet. Um darauf aufmerksam zu machen und ihre Notlage ins Bewusstsein zu rücken, schrieb ich diesen Song.
„Ich bitte um Gerechtigkeit, für Frieden wird es endlich Zeit und ein Zeichen der Menschlichkeit“ – so lautet der Ruf nach einer Welt, in der Mitgefühl und Menschlichkeit nicht vergessen werden.
Sagst Du uns noch etwas zu Deinem Künstlernamen DavidCi?
Es ist kein Zufall, dass in meinem Künstlernamen „DavidCi“ mein eigener Name David steckt; ich kann und will diese beiden Seiten meines Lebens nicht trennen. DavidCi ist abgeleitet von Da Vinci, da ich meine Texte bildlich formuliere.
Vielen Dank, DavidCi!
*Die Arche ist bei Ganztagsbetreuung Kooperationspartner der Schule Jenfelder Straße.
Interview: Nina Rademacher und Stefanie Schütte-Schneider
Das Album bei Spotify mit dem Open-Link direkt zum Titel.
Und hier auch der Link zum neuen Video: https://www.youtube.com/watch?v=ShMAUdS0u6k