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Ehrenamt im Interview mit Iris Merettig

Ohne Ehrenamt geht es nicht!

Ob Hausaufgabenhilfe, Workshop-Angebote oder IT-Beratung, wer die ARCHE kennt, weiß, dass Vieles nur mit Hilfe des Ehrenamtes zu verwirklichen ist. Mittlerweile arbeiten rund 80 freiwillige Helfer und Helferinnen an den vier Standorten Hamburgs. An dieser Stelle interviewen wir Menschen, die sich mit Engagement und Herz, teilweise seit Jahren regelmäßig für die ARCHE-Kinder einsetzen.

Ehrenamt im Interview mit Iris Merettig

 „Hurra! Es ist wieder ein Paket aus Emsdetten in der ARCHE angekommen. 15 kg! Wow! Wo ist überhaupt Emsdetten? Was wohl drin ist?“ Prall gefüllt ist es mit selbstgenähten Kinderkleidern – fröhlich bunten Outdoor Jacken, praktischen Matschhosen, warmen Jolly Jumpern (Ganzkörper-Jumpern), Turnbeuteln, entzückenden Kleidchen, Bodys, Mützen und Halstüchern. Eine echte Wundertüte. Die Emsdettenerin Iris Merettig war wieder fleißig. Zum wiederholten Mal hat sie für unsere Hamburger ARCHE-Kinder Nützliches genäht. Die Münsterländische Zeitung schrieb einmal über sie: „Gut möglich, dass das von Iris Merettig verarbeitete Nähgarn für den guten Zweck, bereits locker die Erde umspannen könnte.“ (7.11.24)

Heute sprechen wir mit Iris Merettig. Wir wollen von ihr wissen, wie alles angefangen hat und was sie motiviert dabei zu bleiben.

Frau Merettig, wie sind Sie auf die ARCHE gekommen?

Es gab einen Bericht im Fernsehen. In der Sendung wurde für ein Hilfsprojekt geworben, das sich gegen Kinderarmut richtet. Ein kleines Mädchen wünschte sich eine Unterhose mit Pferdchen-Motiven. Die konnte sie sich nicht leisten. Das spornte mich an. Ich wollte versuchen diese Kinder zu unterstützen. Das war vor 15 Jahren. Seitdem unterstütze ich die Froschkönige, die Caritas, Pro Familia und, und, und…

 Was genau tun Sie für die ARCHE?

Ich nähe für die Kinder, alles was sie so brauchen und was ihnen die Eltern nicht kaufen können. Kleider für die kalte Jahreszeit, Hosen, mit denen sie im Matsch spielen können. Sachen, die im Geschäft zu teuer sind.

 Woher bekommen Sie all die Stoffe, das viele Nähgarn, die Knöpfe, die Reißverschlüsse?

Ein Bekannter arbeitet mit Stoffen, er sponsert sie für meine Projekte. Und beim Holland Stoffmarkt, der durch Deutschland zieht, habe ich Freunde, die ich seit 38 Jahren kenne. Es sind Leute auf den Märkten in Harburg, Alsterdorf und in ganz Deutschland, die schenken mir Stoffe. Zum Teil haben sie kleine Fehler. Aber da kann ich drumherum schneiden. Sie wissen ja, eine gute Näherin erkennt man daran, dass sie gut pfuschen kann (lacht). Nähgarn und Reißverschlüsse, habe ich lange selber gekauft und aus der Privatkasse finanziert. Für die Jacken brauche ich gute, teilbare Reißverschlüsse, die sind teuer. Das ging dann nicht mehr, wurde mir zu viel. Heute bekomme ich viele Artikel geschenkt oder kann sie zum EK kaufen, auch die Snaps (so heißen die Druckknöpfe).

 Ihre Sachen sind nicht nur schön, sie sind absolut professionell gearbeitet. Haben Sie schneidern gelernt?

Nein, das habe ich mir selbst beigebracht. Über die Jahre lernt man, was zusammenpasst und was gut aussieht.

 Sie nähen nun schon seit mehr als sieben Jahren für die ARCHE-Kinder. Warum?

Erstens macht es mir unheimlich viel Spaß für die Kinder zu nähen und zweitens hilft es ihnen. Es gibt nichts Schöneres als leuchtende Kinderaugen (strahlt förmlich durch’s Telefon).

Wenn ich irgendwie mit meinen Sachen helfen kann, dass aus den Kindern was Vernünftiges wird, freue ich mich.

 Gibt es ein besonderes Erlebnis oder eine Geschichte, die Sie mit uns teilen wollen?

Einmal vor Weihnachten ruft mein Mann „Iris, du hast ein Paket bekommen.“ „Kann nicht sein“, sage ich, „ist nicht für mich, ich bestelle nie etwas“. Aber es war für mich! Von einer der Hilfsorganisationen, die ich unterstütze. Eine Mutter hatte Kekse für mich gebacken. Sie und ihre Kinder waren jahrelang auf Hilfe angewiesen. Dann hatte sie es endlich geschafft, auf eigenen Füssen zu stehen. Mit den Keksen und anderen Kleinigkeiten wollte sie danke sagen, etwas zurückgeben. Das hat mich unheimlich gefreut.

Wenn Sie sich für die ARCHE-Kinder etwas wünschen dürften, was wäre das?

Dass Eltern für ihre Kinder da sind, dass sie mit ihnen in den Wald gehen und mit offenen Augen staunen. Auch wenn man kein Geld hat, kann man mit Kindern etwas Schönes machen.

Gibt es noch etwas, das Sie uns sagen möchten?

Es würde mich mal echt interessieren, wie die Kinder auf die Kleider reagieren. Bei Kindern gibt’s eine ehrliche Meinung.

Danke Ihnen für das Gespräch, liebe Frau Merettig.

 Wer Nähgarne, Schrägband, Reißverschlüsse oder anderes Nähzubehör spenden möchte, kann sich unter info@freundeskreis-arche-hh.de oder unter 040-22821250 bei unserem Freundeskreis melden, wir stellen den Kontakt zu Iris Merettig her.

Das Gespräch führte Susanne Bensel, Freundeskreis Die ARCHE Hamburg e.V.